Für Neuigkeiten über unser Leben als Gruppe solltet ihr heute
eigentlich in den Genuss von Karls gewählter Sprache kommen. Es
begab sich aber, dass ich die Einzige bin mit der kuriosen
Eigenschaft, dem Meer möglichst fern zu bleiben (gar nicht so
einfach auf einer so kleinen Insel wie Sylt, auf dem Autozug hierher
war ich dem Wasser gefühlt schon viel zu nah). Deshalb sitze ich
hier glücklich und zufrieden, alleine, gemütlich und ohne Sonne auf
dem Kopf und Sand in allen Ritzen im Schatten und schreibe genüsslich
über unsere Tage, während sich alle anderen am Strand vergnügen
und in der Sonne brutzeln.
Das heiße Wetter,
mit dem wir in Berlin losgefahren sind, hat seitdem angehalten, aber
bisher haben wir davon wenig mitbekommen. Unser dichtes
Arbeitsprogramm bietet wenig „Freizeit“; besonders im Sinne von
„Zeit im Freien“.
Die Schule St. Nicolai (Grundschule mit special features), die wir morgen kennen lernen werden, ermöglicht es uns, in der Turnhalle zu schlafen. Die ist allerdings bis 22 Uhr belegt, das war die optimale Gelegenheit für ein paar Stunden Entspannung am Strand. Morgen sollten wir dann ab halb acht die Halle wieder geräumt haben für den Schulbetrieb.
So eine Turnhalle
ist eine absolut wunderbare Sache, da wir ja doch als Studenten gut
schauen müssen, wie wir unsere lange Fahrt finanzierbar für den
studentischen Geldbeutel gestalten. Und die Turnhalle hat sogar
Duschen!!
Im letzten
Nachtlager bei der Evangelischen Studentengemeinde in Rostock durften
wir auch eine Dusche nutzen. Ach, überhaupt war das Quartier in
Rostock einfach zauberhaft! Wir waren unglaublich freundlich
empfangen worden um im Seitenschiff der Petrikirche untergebracht
worden. Wir durften die Küche nutzen (dort wurden vorzügliche
Eintöpfe gekocht) und es gab reichlich Platz für unsere
Versammlungen und Besprechungen.
Und zu besprechen
gibt es Tag für Tag jede Menge. Von der Frage „Wollen wir mit dem
Autozug oder dem Personenzug nach Sylt fahren?“ über „Was essen
wir und wann? Und wer kocht? Etc.“ bis hin zur allabendlichen
Gesprächsrunde, in der wir den Tag reflektieren in Hinblick auf „Was
lief gut? Was müssen wir morgen besser machen?“
Das ist natürlich
nur der gruppenorganisatorische Teil. Zusätzlich gibt es noch ganz,
ganz viel zu klären rund um die Schulen und die fachlichen Fragen,
die auftreten. Am Abend vor einer Schulhospitation werden alle von
der/demjenigen, der/die die Kontaktperson zu der Schule ist, nochmal
über die die Besonderheiten der Schule in Kenntnis gesetzt, dann
müssen alle zum vereinbarten Zeitpunkt an den vereinbarten
Treffpunkt bugsiert werden, hinterher müssen die gemachten
Erfahrungen zusammengetragen und interpretiert werden (dafür braucht
es auch einen Plan und eine Methode, die vorher von einem oder
mehreren Freiwilligen ausgearbeitet worden sein muss) und schließlich
tauschen wir uns noch darüber aus, wie wir unser eigenes Verhalten
in der Schule fanden und was wir an unserem Auftreten als Gruppe
verbesserungswürdig finden.
Die Schulen sollen
sich ja von uns weder gestört noch zu wenig gewertschätzt fühlen,
damit man dort auch zukünftigen Hospitationsgruppen freudvoll
entgegenblickt.
Seit wir Montag früh
losgefahren sind (wundersamerweise passen tatsächlich 16 Personen
und der dazugehörige Gepäckberg in 3 PKW) ist deshalb jetzt gerade
(Mittwochnachmittag) die erste gemütliche Freizeit.
So und ich habe
gerade gedacht, ich bin mal ganz schlau und gehe duschen, bevor alle
braungebrutzelten Strandwürstchen zurück kommen und sich das Salz
vom Körper waschen wollen. Also schnapp ich mir meine Sachen und
marschiere zur Turnhallendusche. Da habe ich doch kurz gezögert, als
ich feststellte, dass die Dusche eine klassische Gruppendusche ist
ohne irgendwelchen Sichtschutz und ohne abschließbare Tür, denn in
der daran angrenzenden Umkleide waren lauter silberhaarige ältere
Damen, die sich zum Seniorensport umgezogen haben.
Einmal in einem
Gespräch mit einem Pfarrer hat dieser die Tatsache, dass er und
seine Gemeinde größtenteils bereits ergraut sind, mit der Metapher
„Ich bin ein Schwan im Silbersee“ umschrieben. Ich habe mich
heute auf dem Weg zur Dusche (die ich dann ganz ungestört nehmen
konnte) gefühlt wie die „Amsel im Winterwald“.
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