Freitag, 16. September 2016

14.10.16 - Ankunft auf Sylt


Für Neuigkeiten über unser Leben als Gruppe solltet ihr heute eigentlich in den Genuss von Karls gewählter Sprache kommen. Es begab sich aber, dass ich die Einzige bin mit der kuriosen Eigenschaft, dem Meer möglichst fern zu bleiben (gar nicht so einfach auf einer so kleinen Insel wie Sylt, auf dem Autozug hierher war ich dem Wasser gefühlt schon viel zu nah). Deshalb sitze ich hier glücklich und zufrieden, alleine, gemütlich und ohne Sonne auf dem Kopf und Sand in allen Ritzen im Schatten und schreibe genüsslich über unsere Tage, während sich alle anderen am Strand vergnügen und in der Sonne brutzeln.
Das heiße Wetter, mit dem wir in Berlin losgefahren sind, hat seitdem angehalten, aber bisher haben wir davon wenig mitbekommen. Unser dichtes Arbeitsprogramm bietet wenig „Freizeit“; besonders im Sinne von „Zeit im Freien“.

Die Schule St. Nicolai (Grundschule mit special features), die wir morgen kennen lernen werden, ermöglicht es uns, in der Turnhalle zu schlafen. Die ist allerdings bis 22 Uhr belegt, das war die optimale Gelegenheit für ein paar Stunden Entspannung am Strand. Morgen sollten wir dann ab halb acht die Halle wieder geräumt haben für den Schulbetrieb.
So eine Turnhalle ist eine absolut wunderbare Sache, da wir ja doch als Studenten gut schauen müssen, wie wir unsere lange Fahrt finanzierbar für den studentischen Geldbeutel gestalten. Und die Turnhalle hat sogar Duschen!!
Im letzten Nachtlager bei der Evangelischen Studentengemeinde in Rostock durften wir auch eine Dusche nutzen. Ach, überhaupt war das Quartier in Rostock einfach zauberhaft! Wir waren unglaublich freundlich empfangen worden um im Seitenschiff der Petrikirche untergebracht worden. Wir durften die Küche nutzen (dort wurden vorzügliche Eintöpfe gekocht) und es gab reichlich Platz für unsere Versammlungen und Besprechungen.
Und zu besprechen gibt es Tag für Tag jede Menge. Von der Frage „Wollen wir mit dem Autozug oder dem Personenzug nach Sylt fahren?“ über „Was essen wir und wann? Und wer kocht? Etc.“ bis hin zur allabendlichen Gesprächsrunde, in der wir den Tag reflektieren in Hinblick auf „Was lief gut? Was müssen wir morgen besser machen?“
Das ist natürlich nur der gruppenorganisatorische Teil. Zusätzlich gibt es noch ganz, ganz viel zu klären rund um die Schulen und die fachlichen Fragen, die auftreten. Am Abend vor einer Schulhospitation werden alle von der/demjenigen, der/die die Kontaktperson zu der Schule ist, nochmal über die die Besonderheiten der Schule in Kenntnis gesetzt, dann müssen alle zum vereinbarten Zeitpunkt an den vereinbarten Treffpunkt bugsiert werden, hinterher müssen die gemachten Erfahrungen zusammengetragen und interpretiert werden (dafür braucht es auch einen Plan und eine Methode, die vorher von einem oder mehreren Freiwilligen ausgearbeitet worden sein muss) und schließlich tauschen wir uns noch darüber aus, wie wir unser eigenes Verhalten in der Schule fanden und was wir an unserem Auftreten als Gruppe verbesserungswürdig finden.
Die Schulen sollen sich ja von uns weder gestört noch zu wenig gewertschätzt fühlen, damit man dort auch zukünftigen Hospitationsgruppen freudvoll entgegenblickt.
Seit wir Montag früh losgefahren sind (wundersamerweise passen tatsächlich 16 Personen und der dazugehörige Gepäckberg in 3 PKW) ist deshalb jetzt gerade (Mittwochnachmittag) die erste gemütliche Freizeit.

So und ich habe gerade gedacht, ich bin mal ganz schlau und gehe duschen, bevor alle braungebrutzelten Strandwürstchen zurück kommen und sich das Salz vom Körper waschen wollen. Also schnapp ich mir meine Sachen und marschiere zur Turnhallendusche. Da habe ich doch kurz gezögert, als ich feststellte, dass die Dusche eine klassische Gruppendusche ist ohne irgendwelchen Sichtschutz und ohne abschließbare Tür, denn in der daran angrenzenden Umkleide waren lauter silberhaarige ältere Damen, die sich zum Seniorensport umgezogen haben.
Einmal in einem Gespräch mit einem Pfarrer hat dieser die Tatsache, dass er und seine Gemeinde größtenteils bereits ergraut sind, mit der Metapher „Ich bin ein Schwan im Silbersee“ umschrieben. Ich habe mich heute auf dem Weg zur Dusche (die ich dann ganz ungestört nehmen konnte) gefühlt wie die „Amsel im Winterwald“.


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